Was ist ein Fetisch?

Das Wort „Fetisch“ ist eigentlich ein sehr altes Wort. Aber wie es bei Sprache nunmal so ist, werden Begriffe im Laufe der Zeit anders verwendet. Eine allgemeingültige Definition ist daher oft schwer. So auch beim Wort „Fetisch“, das jeder für sich ein wenig anders definiert.

Herkunft des Begriffs

Ursprünglich hat das Wort „Fetisch“ einen religiösen Hintergrund. Ein Fetisch ist ein Objekt, dem ein Geist innewohnt oder das beseelt ist. Es ist dadurch ein ganz besonderes Objekt, mit einem ganz speziellen Wert

Medizinische Definition

Der sexuelle Fetisch leitet sich davon ab. Unter sexuellem Fetischismus versteht man ursprünglich, dass man durch ein unbelebtes Objekt sexuell erregt wird, auch Materialien fallen unter diese Definition.

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll)“
(
ICD-10 F65.0 Fetischismus)

Eine spezielle Vorliebe für Füße und andere Körperteile fällt somit nicht unter Fetischismus im medizinischen Sinne. Allerdings gilt auch dies vor allem für Europa. In den USA hingegen wird für Diagnosen nicht der ICD-10, sondern der DSM-IV, der auch Körperteile in die Definition einschließt.

Die Definition des ICD-10 hat heute kaum noch Relevanz, da Fetischismus heute nicht mehr generell als psychische Störung gilt und diese Diagnose nur noch sehr, sehr selten gestellt wird.

Gebrauch im Volksmund

Wie so oft werden Wörter im allgemeinen Volksmund etwas anders benutzt als in der Medizin. So werden heute auch Körperteile (z.B. Füße oder lange Haare) und diverse Praktiken (z.B. Fesseln oder Wrestling) als Fetisch bezeichnet. Eine Abgrenzung zwischen „normaler Vorliebe“ und Fetisch ist sehr schwer geworden und liegt letztendlich im Auge des Betrachters.

Tendenziell kann man aber sagen, dass ein Fetisch eine gewisse Fixierung bedeutet. Das heißt nicht, dass das Gegenüber dadurch unwichtig wird. Im Gegenteil: Für viele Fetischisten funktioniert der Fetisch ausschließlich mit einem Menschen, den sie ohnehin attraktiv finden. Der Fetisch ist dann mehr eine Art Bonus. Dennoch ist es bei einem Fetisch nicht das Gegenüber selbst, das als primär erregend empfunden wird, sondern der Fetisch an sich.

Abseits der Norm

Ein Kriterium für viele, ob etwas ein Fetisch ist, ist die Frage, wie weit etwas verbreitet ist. Da ist ein „Fußfetisch“ deswegen kein Fetisch, weil sehr viele Menschen auf Füße stehen.

Sexuelle Erregung ist dann gar nicht unbedingt nötig, um etwas „Fetisch“ zu nennen. Da ist es auch ein Fetisch, wenn Menschen in Latex-Tierkostüme schlüpfen und sich wie ein Tier verhalten (PetPlay) oder mit Windeln und Schnuller mit Bauklötzchen spielen (AdultBaby) – unabhängig davon, ob diese davon erregt werden oder sogar jegliche sexuellen Handlungen ablehnen.

Jeder hat seinen Fetisch?

Manche Menschen gehen auch so weit zu sagen, ein Fetisch sei grundsätzlich einfach eine Vorliebe. Hier stimmt dann auch die Behauptung „Jeder hat seinen Fetisch“. Dass jeder Mensch eine Vorliebe für gewisse Dinge oder Praktiken hat, ist selbstverständlich.

Gelegentlich lese ich auch, dass ein Fetisch alles sei, dass man besonders mag. Da werden Schuhe zu einem Fetisch, weil eine Frau viele Schuhe hat und gerne neue Schuhe kauft – ohne jeglichen sexuellen Kontext.

Ob man einen Begriff dermaßen verwässern möchte, muss jeder für sich wissen. Allerdings ist es fraglich, ob es dafür denn das Wort „Fetisch“ unbedingt nötig ist und „(sexuelle) Vorliebe“ dafür nicht ausreicht.

In diesem Blog

Auf dieser Seite Verwende orientiere ich mich vor allem an der medizinischen Definition. Das Wort beschreibt die sexuelle Erregung durch Objekte, Materialien und Körperteile. Es grenzt sich damit von BDSM-Neigungen, diversen Praktiken und Spielarten ab.

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